Volksfeststimmung im idyllischen Eifeltälchen

Von STEFAN KURTH
Eigentlich sprach im Kaller Heidestadion alles gegen den Aufstiegskandidat aus Köln und am Ende reichte es dennoch für den erhofften Auswärtssieg. Ein Sieg, der Moral - wie sich nachher alle einig waren.

Schon eine viertel Stunde vor Anpfiff herrschte Volksfeststimmung im Eifeldörfchen Kall. Die Menschenschlange vor dem Kassenhäusschen staute sich bis quer über die Straße, Autos parkten an wirklich allen möglichen Stellen und Nicht-Stellen im Stadionumfeld und in der nahe gelegenen Gemeindehalle feierten mindestens 200 Leute eine Hochzeit. Es war alles angerichtet für einen perfekten Fußballabend.

Doch trotz der optimalen Rahmenbedingungen kams aus Kölner Sicht in der ersten halben Stunde fast zum "Worst Case". Während manch ein Fan trotz den extra erweiterten Parkmöglichkeiten und des leicht verspäteten Anpfiffs den Sportpark in Kall noch immer nicht betreten hatte, sprach der insgesamt schwache Schiedsrichter Daniel Koth den Gastgebern bereits einen zumindest umstrittenen Strafstoß zu. Vorrausgegangen war eine Konfussion in der Kölner Hintermannschaft, nachdem der KSC mit einem weiten Pass aus dem Mittelfeld die neu formierte Viererkette der Fortuna geschickt überbrückte und ganz alt aussehen ließ. Und da die Abwehr insbesondere um den lahmen Kevin Niang nicht schnell genug nachkam, musste der neue Fortuna-Torwart Niklas Blech seinen Kasten verlassen und dem Kaller Stürmer entgegensprinten. An der Frage ob Blech nun auch zuerst am Ball war, scheiden sich nun die Geister. Die zahlreich erschienenen KSC-Fans waren auf jeden Fall nicht der Meinung und forderten daher lautstark einen Elfmeter. Schiedsrichter Daniel Koth sahs genauso. Er zeigte ohne Überlegen sofort auf den Punkt, von wo wenig später der Strafstoß sicher zum 1:0 für den Aufsteiger aus der Landesliga verwandelt wurde. Ein "Kaltstart" für das Team um Matthias Mink, der zuvor extra noch vor den schnellen Sturmspitzen der Kaller gewarnt hatte.

Und auch mit seiner zweiten Vorraussage, "für Kall ist das wie ein Pokalspiel", sollte der 40jährige Coach Recht behalten. Der KSC, der sich sofort nach dem Führungstor weit in die eigene Hälfte zurückzog, kämpfte um jeden Meter. Mal fair, mal unfair. Und da Schiri Koth sichtlich bemüht war, viel laufen zu lassen und alles andere wie kleinlich zu pfeiffen, kamen die nächsten beiden Rückschlage fürs neu formierte Team aus der Kölner Südstädt. Zunächst musste der Innenverteidiger Thomas Weigel mit einer Außenbanddehnung und etwas später auch der Spielmacher Milen Krastev mit Kreuzbandriß (!) nach unfairen Zweikämpfen ihrer Gegenspieler das Spielfeld mit schmerzverzerrtem Gesicht verlassen. Zwei Verletzte, aber noch keine Gelbe Karte - das war die Zwischenbilanz nach einer halben Stunde.

Ohne diese zwei Stammspieler aber mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch steigerte sich Fortuna jetzt aber und besann sich endlich auf ihre eigenen Stärken. Während Ex-Fortuna Keeper Timo Dümmer eine Großchance von Stephan Glaser zunächst noch prächtig vereiteln konnte, war er wenig später gegen einen schönen Schuss von Maic Böing chancenlos. Der 1:1-Ausgleichstreffer in der 44. Minute war gleichsam wichtig wie verdient. Damit gings in die Halbzeitpause.

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der KSC nun wieder verbessert und stand längst nicht mehr so tief wie etwa noch in der ersten Halbzeit. Bis zu der Gelb/Roten Karte für den Fortunen Kris Morton in der 65. Minute, der einen Freistoß zu früh ausgeführt hatte und deswegen zur allgemeinen Überraschung des Feldes verwiesen wurde, entwickelte sich ein offener Schlagabtausch in der Eifler Abendsonne. Offenbar jedoch beflügelt vom Unterzahlspiel übernahm der Gast aus der Südstadt nach diesem fragwürdigen Platzverweis das Zepter wieder in seine Hände. Das 2:1 durch den Ex-Kaller und zweifachen Torschützenkönig der Verbandsliga Mittelrhein, Marco Stasiulewski, fiel dennoch quasi aus dem nichts und zählt zumindest in dieser tiefen Liga getrost zu der Kategorie "Traumtor".

Wer bisher noch nicht die Handschrift vom neuen Coach Matthias Mink erkennen konnte, sah spätestens jetzt den Unterschied zur Ära um Ex-Coach Bert Esser. Denn Fortuna zog sich trotz der Führung und dem Unterzahlspiel nicht zurück, sondern drängte auf die Entscheidung. Bereits 10. Minuten später wars dann auch soweit: Der überragend aufspielende Stasiulewski, ein Fortuna-Fan hatte zuvor übrigens auch seine Mutter unter den Zuschauern erspäht und gefeiert, setzte sich mit schöner Technik zunächst gegen zwei Abwehrspieler mühelos durch und überwand dann auch KSC-Keeper Dümmer ohne Probleme. 3:1 und die Entscheidung!

Letztlich bliebs dann auch bei diesem Ergebnis, obwohl sich insbesondere für Fortuna in den letzten 15. Minuten noch einige Chancen boten. Der Aufsteiger aus der Eifel kam dagegen nur noch einmal gefährlich vors gegnerische Tor und war gegen die spielstarken Kölner trotz Überzahlspiel nun völlig chancenlos.

Was folgte, war die kollektive Erleichterung. Trotz der extrem hohen Erwartungshaltung, der Verletzung von 5 wichtigen Spielern und des frühen Rückständes hat das Team von Matthias Mink einen Fehlstart abwenden können. Volksfeststimmung im Dorf, nun aber hauptsächlich von den Gästen aus Köln entfacht. Doch auch beim Aufsteiger aus Kall hielt sich die Enttäuschung nach Abpfiff in Grenzen: Denn auch wenn das Spiel verloren ging; die Vereinskasse dürfte einen ordentlichen Gewinn erzielt haben.

 

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