Von STEFAN KURTH
Mit einem dramatischen 3:2-Auswärtssieg beim VfL Rheinbach hat sich der SC Fortuna am letzten Spieltag vor der Winterpause zum ersten mal die Tabellenführung in der Verbandsliga Mittelrhein gesichert und ein tolles Hinrunden-Finale gebührend gekrönt. Und das, obwohl zur Halbzeit noch alles auf die erste Niederlage nach vier Siegen am Stück hindeutete.
Kein Wunder, schließlich fanden die Südstädter in der 1.Halbzeit zu keiner Phase zu ihrem druckvollen Spiel der Vorwochen. Auf dem holprigen Untergrund des Freizeitparkstadion sahen die 500 Zuschauer, davon mindestens 300 aus Köln, so eine abwechslungsreiche Partie, die sich größtenteils im Mittelfeld neutralisierte. Chancen waren eher die Seltenheit und wurden darüber hinaus auf beiden Seiten leichtfertig vergeben. Erst das vorweihnachtliche Geschenk des seit Wochen verunsichert wirkenden Verteidigers Cedric Mimbala sorgte für die Führung der Gastgeber. Der Deutsch-Kongolese hatte zuvor mit einem unnötigen und völlig verunglückten Querpass Rheinbachs Torjäger Volker Ahrens ins Spiel gebracht, der das 1:1-Duell gegen den herausstürzenden Fortuna-Keeper Niklas Blech in der Folge mühelos für sich entscheiden konnte. „Wir haben in den ersten 45 Minuten die Zweikämpfe nicht angenommen. Wir waren nicht präsent auf dem Platz und nicht aggressiv genug“, kritisierte so auch Trainer Matthias Mink den Auftritt seines Teams in der Pause.
Nach Wideranpfiff sollte sich das dann aber endlich ändern. Besonders durch den quirligen Rachid Boullal auf der linken Außenbahn stiftete der ehemalige Zweitligist nun immer mehr Unruhe vor dem gegnerischen Tor. Und schon zehn Minuten nach dem Seitenwechsel wurde die Fortuna für ihr nun deutlich verbessertes Spiel dann auch belohnt. Nach einem Freistoß von Daniel Blankenheim und der darauf folgenden, gut getimten, Flanke von Daniel Maaßen staubte eben jener Rachid Bouallal zum 1:1 ab. Die zahlreich mitgereisten Fortuna-Anhänger feierten den Ausgleichstreffer mit lautstarken „Jetzt geht’s los“ Sprechchören.
Doch zur allgemeinen Verblüffung kämpfte sich der gastgebende VFL nun wieder besser ins Spiel und drückte seinerseits auf den erneuten Führungstreffer. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellen sollte. Denn der offensiv starke Gast aus Köln konterte das Abstiegsgefährdete Team von Dieter Epstein klassisch aus. Kris Morten warf sich nach einem Eckball der Rheinbacher mit voller Wucht in einen Zweikampf, Ronny Waldkirch öffnete mit seinem langen Pass auf Marco Stasiulewski das Spiel, „Stasi“ flankte den Ball haargenau auf den starken Rachid Boullal und der 20jährige konnte das Spielgerät unbedrängt zum 2:1 einschieben. Fußball wie aus dem Lehrbuch.

Zwanzig Minuten später kannte der Jubel der Gästefans auf der alten Tribüne des Dorfvereins dann endgültig keine Grenzen mehr. Der eingewechselte Dennis Widera schaltete nach einem verpufften Angriff der Rheinbacher blitzschnell um und der schon vorher gefeierte Top-Torjäger Marco Stasiulewski krönte seinen Sololauf gegen den Gästekeeper mit dem vorentscheidenden 3:1. Das in der zweiten Minute der Nachspielzeit der starke Claude Koulefionou für die Multi-Kulti Truppe des VFL noch den Anschlusstreffer herstellte, störte dann keinen mehr.
Denn nach gefühlten Jahrzehnten hat der SC Fortuna endlich noch mal ein Schlüsselspiel gewinnen können. Zum wiederholten Male wurde zudem ein 0:1-Rückstand noch in einen Sieg umgebogen. 15 Punkte aus den letzten fünf Spielen – all das ist die Bilanz eines Aufsteigers. Der erste Platz ist eine Momentaufnahme, aber eine sehr schöne. "Wir haben eine klare Führungsstruktur in der Mannschaft. Kris Morton und Ronny Waldkirch haben in den letzten Wochen im zentralen Mittelfeld sehr gut für Ordnung gesorgt. Ronny setzt mit seiner Spielweise immer wieder ein Zeichen. Wir sind mit den Erfolgserlebnissen gewachsen. Der Tabellenplatz ist gut fürs Selbstvertrauen, er gibt Sicherheit“ meinte so auch der glückliche Übungsleiter Matthias Mink nach dem Schlusspfiff einer wieder mal packenden und torreichen Partie.