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Skandalöse Umstände in Lich
Von STEFAN KURTH
Selbst zwanzig Minuten nach Schlusspfiff verharrte der Schiedsrichter Salah Checko aus Bonn mit ein paar Dorfpolizisten und seinen Assisten noch ängstlich im Mittelkreis. Warum, wusste er vermutlich nur selber. Denn nachdem der 24jährige zuvor zunächst ganz normal den Rasen in Richtung Umkleide verlassen wollte, dabei aber von einigen Fortuna-Spieler und Fans auf seine Leistung angesprochen wurde, drehte Checko plötzlich wieder um und rannte förmlich zur Spielfeldmitte zurück. Fragen zu seiner Leistung waren anscheinend unerwünscht. Und so steht Checko noch weit nach Abpfiff im Mittelkreis des Fußball-Ackers von Lich und wartet, und wartet und wartet.
Ob dieser Auftritt des Unparteiischen nach Spielschluss wirklich nötig war, ist nicht endgültig zu beantworten. Angst um seine Gesundheit brauchte Checko eigentlich nicht zu haben. Aber das auf dem trostlosen Acker von Jülich nach Ende der 90. Minuten helle Aufregung herrschte und einige Fans und Spieler doch noch die ein oder andere Frage an Checko hatten, ja das dürfte den jungen Referee nicht überrascht haben. Denn Checko erwischte, passend zu seinen schwarzen Klamotten, einen rabenschwarzen Tag. Eine halbe Stunde dümpelte die Partie nur so vor sich hin. Fortuna begann zwar schwungvoll, zog sich mit unnötigen Fehlpässen im Spielaufbau aber auch sehr schnell wieder den Stöpsel. Der zu Hause noch ungeschlagene Gastgeber stand extrem tief, tat fürs Spiel so gut wie gar nichts und schlug allenfalls von Zeit zu Zeit mal einen gleichsam blinden wie hohen Ball in die Spitze. Einmal sorgte so eine Situation für Aufregung, die meiste Zeit köpfte die gut stehende Fortuna-Viererkette den Ball problemlos wieder aus dem Strafraum. Torchancen waren Mangelware, Lethargie machte sich breit. Doch gut, dass der Schiri nach einer halben Stunde erstmals etwas Aufregung in die Partie brachte. Während einer Verletzungsunterbrechung für Lich stürmte plötzlich neben dem Mannschaftsarzt auch ein zivil gekleideter Lich-Betreuer auf den Platz und verwickelte den Schiri in eine Art Small Talk. Sinn und Intention unklar. Checko stieg drauf ein, unterhielt sich mit dem Unbekannten, auch nachdem der Feldspieler wieder fit war, in aller Seelenruhe. Doch nachdem die Unterredung doch noch ein Ende hatte und der Unbekannte den Rasen dann doch wieder verlassen hatte, schickte der Referee ihn urplötzlich dann doch hinter die Absperrung. Innenraumverbot, wenn man das auf so einem Platz so nennen kann. Kopfschütteln machte sich breit. Doch fußballerisch steigerte sich die Partie in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit. Fortuna agierte nach einem sehenswerten Schuss von Marco Stasiulewski, der aus 15 Metern den Ball gegen die Latte hemmerte, nun wieder druckvoller, erspielte sich Torchancen. Während bei Fortuna der Ertrag leider gen 0 war, machte sich auf der Gegenseite dann plötzlich Hektik breit. Nachdem Michael Henseler ganz klar den Ball spielte, sprach Checko den Lichern einen Freistoß direkt an der Strafraumgrenze zu und zeigte Henseler zudem noch die Gelbe Karte. Der Freistoß verpuffte jedoch im Nirvana, da sich die Gastgeber bei ihrer Freistoßvariante selbst austricksten. So blieb es beim glücklichen 0:0 für die Gastgeber. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Szenario auf dem Rasen, der mehr einer Kuhwiese gleichte, zunächst nur unwesentlich. Fortuna drückte, Lich mauerte. Doch dann kam endgültig Checkos großer Auftritt. Nach einem normalen Zweikampf, allerhöchstens einem Allerweltsfoul, schickte der Referee Dennis Widera mit glatt Rot vom Feld. Fortuna wirkte nun geschockt und zeigte sich kurze Zeit unsortiert. Während Niklas Blech unmittelbar nach diesem fragwürdigen Platzverweis noch toll parieren konnte, war Fortunas Schlussmann gegen den gekonnten Torschuss von Alfred Gase zehn Minuten später machtlos. Doch die Südstädter gaben nicht auf, entwickelten nun einen wütenden Sturmlauf. Lich wirkte trotz Überzahl überraschend nervös, konnte den Ball kaum vom eigenen Tor fernhalten und hatte es mehr dem eigenen Glück zu verdanken, dass der Ausgleichstreffer nicht mehr fiel: Der sonst so torsichere Stasiulewski vergab zehn Minute vor Ende die beste Fortuna-Chance aus 5 Metern völlig freistehend. Zum Schluss rückte dann aber doch wieder Checko und ein weiteren "Platzstürmer" in den Blickpunkt des Geschehens. Nach einem klaren Foulspiel seines Gegenspielers rasselte Henseler mit diesem eigentlich harmlos aneinander. Soweit so gut. Doch irgendwie fühlte sich einer der beiden Polizisten nun berufen, auch mal aktiv zu werden. So kletterte dieser über die Absperrung, stürmte auf den Platz und stellte Henseler zur Rede. Inmitten dieser tumultartigen Szene schickte Checko nun auch Henseler, dessen erste Gelbe Karte ein Witz war, vorzeitig Duschen. Das Licher Handspiel am eigenen Strafraum wenige Augenblicke später sah Checko dagegen nicht. Er entschied auf Stürmerfoul. Irgendwo bezeichnend. Fazit
Natürlich lässt sich diese Niederlage nicht allein am extrem unglücklich wirkenden Schiedsrichtergespann festmachen. Trotz der sehr umstrittenen roten Karte gegen Widera und einiger anderer Pfiffe hatte insbesondere Stasi die Chancen, zumindest einen Punkt aus Lich mitzunehmen. Das es nicht gereicht hat, lag an vielen Faktoren. An der schwachen Chancenauswertung, an den indiskutablen Platzverhältnissen, an fehlender Ideen in der 1. Halbzeit und eben auch an dem Unterzahlspiel in den letzten 40. Minuten. Fakt ist: Jetzt brauchen wir einen Lauf, um zumindest mit Junkersdorf auf Augenhöhe zu bleiben.
Stimmen zum Spiel:
Matthias Mink: "Wir sind sehr enttäuscht. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Gerade auf so einem schwer bespielbaren Platz kann man immer mal einen kassieren. Der Platzverweis für Dennis Widera war sicher ein Aspekt für den Verlauf des Spiels. Aber er war nicht ausschlaggebend für die Niederlage. Bis zum Beginn der zweiten Hälfte haben wir die notwendige Torgeilheit vermissen lassen. In Unterzahl hat uns dann das Quäntchen Glück zum Ausgleich gefehlt. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da“
Die Einzelkritik folgt morgen!
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