![]() |
||||||||||||||||||||||||||||||||
Das ist Fußball.
Das ist Fortuna. ![]() TEXT von STEFAN KURTH
FOTOS von SEBASTIAN FLÜGEL Und wieder gleichen sich die Bilder im Freudentempel der Liga: Als in der 84. Minute der kurz zuvor eingewechselte, bei manchen schon zu Unrecht als Fehleinkauf abgestempelte Winterneueinkauf Kevin Kruth das 2:1-Siegtor erzielt, motiert das Südstadion erneut zu einem Tollhaus. Links von mir fließen Tränen, rechts liegen sich wildfremde Menschen in den Armern. Und während ich gedankenverloren und von den Gefühlen überwältigt, ja erschöpft, zu Boden sinken will, reißt mich mein Nachbar plötzlich wieder in die Höhe. Das ist Fußball, das ist Fortuna. In der Südstadt schlägt die gemeinsame Leidenschaft für den so oft benachteiligten Südstadtklub in diesen Tagen riesige Brücken.
Und einer hat an diesem Erfolg gewiss maßgeblichen Anteil: Trainer Matthias Mink. Der 40jährige Übungsleiter formte aus dem letztjährigen Kellerkind der VL Mittelrhein eine verschworene Einheit, puzzelte 16 neue Spieler zu einer spielerisch starken Mannschaft zusammen. Eine Mannschaft, die jetzt kommende Woche aus eigener Kraft den Aufstieg klar machen kann. Eine Situation, die vor einigen Wochen nicht mehr für möglich gehalten wurde und selbst den sonst öfters besonnen Mink in Superlative abschweifen lassen: "Es ist unglaublich, was wir bisher erreicht haben. Ich muss vor dem Team den Hut ziehen. Bei uns ziehen 17, 18 Spieler an einem Strang, das macht uns so stark. Wir haben heute mit zehn Mann bei den Temperaturen noch die drei Punkte geholt. Der Druck war augenscheinlich. Wir haben bislang eine hervorragende Saison gespielt. Sollten wir aufsteigen, war sie überragend." Schon jetzt ist aber ganz bestimmt überragend, was sich in den letzten drei Monaten um den kleinen Südstadtklub zugetragen hat. Dank den Machern von "deinfussballclub.de" ist Fortuna plötzlich in ganz Deutschland in aller Munde, die Zuschauerzahlen sind von 400 auf 2100 Zuschauer (über 400% Steigerung!) explodiert. Die Kameras, die die Spiele der Fortuna begleiten, werden immer größer. Genauso wie das Interesse in der sportlichen Heimat des SC Fortuna, der Medienstadt Köln. Selbst der EXPRESS und RADIO KÖLN berichten plötzlich über die Verbandsliga. In Anlehnung an Sönke Wörtmann könnte man die Geschehnisse mit einem Sommermärchen vergleichen, was nur noch auf seine Vollendung wartet. Für alle Fortunen ist jedoch wohl schon jetzt klar: Diese Saison war viel, viel schöner, als das sogenannte WM-Sommermärchen 2006. ![]() Dabei sah zu es Beginn des Spiels einmal mehr schlecht aus. Ähnlich wie in Troisdorf nutzte der Gegner, dieses mal der Mittelrheinpokalfinalist Freialdenhoven, schon seine erste Torchance zum schmeichelhaften Führungstreffer. Die Abwehr machte dabei einmal mehr keine allzu glückliche Figur. Ärgerlich, aber kein Beinbruch. Denn wer die Fortuna auf dem langen Weg durch die Saison begleitet hat, weiß, dass das nichts heißen muss. Zum Glück auch dieses mal nicht: Der 20jährige Juwel Rachid Boullal markierte schon fünfzehn Minuten später mit einem wunderschönen Volleyschuss den verdienten Ausgleichtreffer. Dennoch merkte man den rot-weißen Fortunen die Anspannung an. So richtig fiel lief vor der Rekordkulisse von 2100 Zuschauern nicht zusammen. Hier mal eine brauchbare Flanke von Stephan Glaser, dort mal eine Einzelaktion von Rachid Boullal. Viel mehr war in der ersten Halbzeit nicht.
Doch die zweite Halbzeit ist in dieser Saison eine Fortuna-Halbzeit! Angepeitscht von der tollen Kulisse und der erfreulichen Kunde aus Alfter suchten die Südstädter nun endlich ihr Heil in der Offensive. Die beste Chance vereitelte davon der schwache Schiedsrichter Lex. Nach einem Foul an Stephan Glaser zeigte der Referee erst auf den Punkt, machte seine Entscheidung wenig später aber wieder rückgängig und verlegte den Tatort nach außerhalb des Strafraums. Der anschließende Freistoß von Marc Böing landete nur auf der Torlatte. Fünf Minuten später rückte Lex endgültig in den Mittelpunkt des Geschehens. Nach einem harmlosen Zweikampf zückte der Referee erst Gelb gegen Modoute. Dieser drehte sich herum, die Szene schien abgeschlossen. Doch Lex legte nur zwei Sekunden später nochmal nach: Wegen "Ballwegschlagen" zeigte er dem sichtlich verblüfften Modoute die Gelb/Rote Ampelkarte und beendete damit den Arbeitstag des zuvor absolut fairen Abwehrspielers des SC Fortuna. Lex, mit dem die Kölner bereits vor einem Jahr in Lich keine besonders guten Erfahrungen gemacht hatten, bewies mit dieser Aktion leider eindrucksvoll, wie man sich das Gegenteil von Finerspitzengefühl vorzustellen hat. Und auch wenn alle auf diese Inszenierung gerne verzichtet hätten, präsentierte sich der zum Siegen verdammte Aufstiegskandidat keineswegs geschockt. Im Minutentakt erspielten sich die Zollstocker nun Chancen, scheiterten im Abschluss aber unglücklich bis kläglich. Bis, ja bis, Kruth mit einem abgefälschten Schuss nach 84. Minuten alle Fortunen erlöste. ![]()
Schiedsrichter Christian Lex: Mehr oder weniger desolate Vorstellung. Selbst bei größter Anstrengung ließ sich hinter seiner Verteilung der Gelben Karten kein Konzept erkennen. Die Gelb/Rote Karte gegen Modoute war erst Recht im Vergleich zu teilweise absolut Gelbwürdigen, aber nur mit Freistß geahneten, Fouls der Gäste völlig überzogen. Hätte zudem nach 55. Minuten Elfmeter statt Freistoß pfeifen müssen. Zog mit einem um 2 Minuten verfrühten Abpfiff den Schlussstrich unter seine schwache Vorstellung. Note 5 |
|
|||||||||||||||||||||||||||||||
![]() |