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Gegensätze in der SüdstadtVon STEFAN KURTH
Doch mit dieser Wende im Spiel hat vermutlich keiner der 500 Zuschauer im Kölner Südstadion zur Halbzeitpause mehr gerechnet. Kein Wunder, schließlich war die 1. Halbzeit des SC Fortuna von Angst, Einfallslosigkeit und allgemeiner Verunsicherung geprägt. Von der fantastischen Mannschaftsleistung aus dem 5:0-Auswärtssieg in Alfter waren die Südstädter in diesen ersten 45. Minuten so weit entfernt, wie der Kölner Dom von einer Frittenbude.
Junkersdorf deutlich besser
Und im Gegensatz zu den anderen Heimspielen gegen Viktoria Köln und Rheinbach steckte bei der in gelb spielenden Fortuna schon von Beginn an mächtig Sand im Getriebe. Der Gast aus Junkersdorf übernahm von Beginn an das Zepter in seine Hand und hätte schon nach 10. Minuten seine feldüberlegenheit in ein Tor ummünzen können. Ein Schuss aus halbrechter Positon prallte jedoch von der Latte zurück und konnte anschließend von Kevin Niang entschärft werden. Als "Hallo-Wach-Macher" konnte diese Szene jedoch nicht fungieren. Im Gegenteil, Fortuna wirkte zusehens verunsichert und hatte einige Minuten später wieder Glück, dass FCJ-Stürmer Andre Otten den Ball, nach einem völlig misslungenen Abstoß von Niklas Blech, nicht im Tor unterbringen konnte. So dauerte es immerhin bis zur 32.Minute, ehe die deutlich besseren Gäste nach einem Schuss von Ex-Fortuna de Sousa verdient in Führung gingen. Die Wende
Doch dann trugen einige Umstände dazu bei, dass die bis dato enttäuschende Fortuna-Mannschaft endlich wach gerüttelt wurde. Zunächst sendete Coach Matthias Mink mit der Einwechslung des "Last-Minute Transfers" Cedric Mimbala ein deutliches Zeichen an seine Mannschaft, dass ihr Auftritt bis zu dieser 38. Minute "katastrophal" war. Die Message kam an, zumal der eingewechselte Mimbala "wie wild" (O-Ton Mink)auf dem Platz wirkte. Seine ersten Ballberührungen konnten zwar getrost als misslungen eingestuft werden, dennoch weckte der aufgedrehte Deutsch-Kongolese seine Mannschaft etwas auf. Schnelles Comeback nach der Pause
In der 2. Halbzeit, Matthias Mink hatte zur Pause den Stürmer Rachid Boullal für den schwachen Abwehrspieler Jan Malsch eingewechselt, bot sich den 500 Zuschauern, einer davon war der langjährige Fortuna-Spieler Jürgen Ratschuweit, dann ein komplett anderes Bild. Junkersdorf stand nun tief, wollte die Partie wohl locker über die Runden schaukeln, und sah sich direkt nach Wiederanpfiff einigen Offensivaktionen der Südstädter ausgesetzt. Bereits in der 51. Minute geriet dieser "Schaukelplan" jedoch genauso mächtig ins Wanken, wie die Bäume bei den ersten Herbststürmen in naher Zukunft. Kevin Niang, vor einigen Jahren selbst mal als Spieler für den FC Junkersdorf aktiv, konnte mit einem herrlichen Seitfallzieher den Anschlusstreffer markieren und Fortuna zurück ins Spiel holen. Von nun an spielten die neun verbliebenen Fortuna-Feldspieler wie elektrisiert, drückten auf den schnellen Ausgleich. Bei den Gästen stotterte der Motor nach dem überraschenden Anschlusstreffer dagegen mächtig und erinnerte nun nur noch an einen alten Traktor. Das 2:2 durch einen wunderschönen Kopfball von Marco Stasiulewski, nach Vorarbeit von Daniel Blankenheim, in der 62. Minute war daher völlig verdient.
...un dann ging plötzlich sogar noch mehr...
Doch weder die Fans, noch die Spieler wollten sich an diesem Abend mit einem Punkt zufrieden geben. Und so drückte Fortuna, gegen den nun endgültig angeschlagenen Gast, auf das dritte Tor an diesem Abend. Einen Teilerfolg verbuchten die Südstädter dabei bereits in der 64. Minute, wo FCJ-Spieler Pithan nach grobem Foulspiel mit glatt Rot des Feldes verwiesen wurde. Doch auch bis zum 3:2 sollte es nicht lange dauern: Während Fortunas Spielmacher Daniel Blankenheim das 2:2 noch mustergültig vorbereitet hatte, so trug sich der "Zehner" wieder nur drei Minuten später selbst in Torschützenliste ein. Diesesmal hatte Stephan Glaser sich auf der rechten Außenbahn klasse durchgetankt und auf den Ex-Troisdorfer geflankt, der mit einem trockenen Volleyschuss aus 10-Meter dem Gästekeeper wieder keine Abwehrchance ließ. Fortuna lag nun erstmalig sogar in Führung, unfassbar.
Und während das Volk auf der Tribüne nun endgültig tobte, setzte der FCJ nach dem Total-Crash vorsichtig zum Neustart an. Zu einer richtigen Torchance reichte es für den ehemaligen Oberligisten aus dem Kölner Westen jedoch nicht mehr. Stattdessen setzte der eingewechselte Rachid Boullal, nach klasse Anspiel von Marco Stasiulewski, mit seinem ersten Pflichtspieltor für Fortuna "den Deckel drauf" und besiegelte den ersten Heimsieg der Saison. Für Junkersdorf dagegen hatten die Fortuna-Fans nun endgültig nur noch Hohn und Spott übrig und bedachten die Gäste während der letzten Spielminuten mit lautstarken Sprechchören wie "Ihr habt bezahlt, ihr könnt jetzt gehen" und "In ganz Deutschland, kennt euch keine Sau". Klar, wer den Schaden hat, braucht nicht erst seit gestern für den Spott mehr zu Sorgen. Grenzenloser Jubel nach Abpfiff
Und während die Mannschaft unter Standing Ovations noch lange nach Schlusspfiff von den Fans zu Recht gefeiert wurde, gab Coach Matthias Mink gegenüber center.tv bereits lächelnd zu Protokoll, dass selbst er zur Halbzeit mit dieser Wende absolut nicht mehr gerechnet habe. Kein Wunder, denn statt Schlafwagenfußball a la Viktoria, verzauberte die Mannschaft die Fans nach der Pause mit Spitzenfußball a la VFL Alfter.
Kaum vorstellbar: Fortuna hat damit aus den schweren Spielen gegen Alfter aus Junkersdorf 6 Punkte geholt und dabei 9mal den Ball im gegnerischen Tor untergebracht. Wer hätte damit vor 2 Wochen noch gerechnet? |
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