Zwischen Hoffen und Bangen

Von STEFAN KURTH
Es ist endlich soweit! Nach wochenlanger Sommerpause startet mit dem Auftaktsspiel Wegberg Beeck – Viktoria Köln bereits kommenden Freitag die Verbandsliga Mittelrhein in ihre neue Saison 2007/2008.
Doch trotz der fast dreimonatigen Pause und dem EM/WM-Loch kam bei den meisten Clubs keine wirkliche Langeweile auf.

Sommertheater in Höhenberg

Vordergründig ist hier sicherlich Viktoria Köln mit ihrer ganz speziellen Inzenierung des „Sommertheaters“ zu nennen. Denn es ist schon wirklich sehr mutig, sich nach einer bärenstarken Rückrunde mit nur einer Niederlage und nach einem überzeugenden 3:1-Testspielsieg gegen den klassenhöheren SSG Bergisch Gladbach inmitten der Vorbereitung vom Erfolgscoach Thomas Klimmeck zu trennen. Um die Gemüter nach so einer Bombe wieder etwas zu beruhigen, bieten sich immer Lügen an. Und auch Viktoria griff daher mit der Formulierung „die Trennung ist in beiderseitigem Einverständis vollzogen worden“ tief in die Trickkiste. Schließlich kann man damit verhindern, dass die aufgebrachten Fans und die überraschten Pressevertreter einem direkt die Bude einrennen! Viel gebracht hat dieser Versuch bei Viktoria allerdings letztlich leider nicht, da Klimmeck diese Aussage sehr schnell als Lüge enttarnte, indem er unmissverständlich den Medien zu verstehen gab, dass er von der Entlassung „völlig überrascht“ worden sei.
Doch was war überhaupt der Grund für den Rausschmiss? „Zu wenig Erfahrung“ gab Sportdirektor Jürgen Ratschuweit mit etwas Verspätung einen Tag später schließlich bekannt. Und wirklich: Klimmeck hatte vor Viktoria keinerlei Trainerstationen und konnte so keine lange Vita aufweisen. Soweit also alles klar! Überraschend ist dann halt eben nur, dass bereits wenige Tage später genau jener Jürgen Ratschuweit als Nachfolger vorgestellt wird, der als Cheftrainer wirklich null Erfahrungen hat.Klar, damit hat er zwar noch viel weniger Erfahrung wie Ex-Coach Klimmeck, doch nachdem die beiden anderen echt „erfahrenen“ Trainer Esser und Rudy von der Mannschaft abgelehnt wurden, blieb halt nicht mehr viel Auswahl. Man nahm, was da war. Den Optimismus und die Freude an seinem neuen Job merkte man dem Ex-Fortunen in ersten Zeitungsinterviews jedoch (noch) nicht an, in denen er mit den Worten „ich hab mich bestimmt nicht um das Amt gedrängt, aber jetzt versuchen wirs halt“ zitiert wird. Ob’s genau daran lag, dass wenige Tage später einige Leistungsträger der vergangenen Rückrunde ebenfalls ihre Koffer packten und zu anderen Verbandsligisten umsidelten? Man weiß es nicht. Der Spielerumbruch bei den Höhenbergern ist trotz oder gerade wegen dieser wirklich unterhaltasmen „Sommertheater-Aufführung“ jedoch wiedermal viel größer, als ursprünglich geplant.

Fortuna mit großen Plänen

Doch während diese Trainerentlassung zumindest ligaweit einmalig ist, gehört die hohe Spielerfluktation bei vielen Verbandsligavereinen zur schnöden Normalität. Auch Lokalrivale Fortuna hat zur neuen Saison mehr wie nur eine Stammmannschaft komplett ausgetauscht und ist besonders bei den Sportfreunden Troisdorf mächtig auf Shoppingtour gegangen. Ergebnis: 5 Stammkräfte wechselten in der Sommerpause von der Agger an den Rhein. Mit dieser runderneuerten Mannschaft, einem neuen – übrigens ebenfalls noch ziemlich unerfahrenen - Cheftrainer Matthias Mink und ehrgeizigen Zielen startet der langjährige Zweitligist mit einem Auswärtsspiel in Kall am kommenden Samstag in seine dritte Verbandsligasaison. Und geht’s nach den vielen Fans und dem Vorsitzenden Klaus Ulonska soll dies auch bitte die letzte sein – das Saisonziel ist der Aufstieg. Sicherlich gewagt, verschreckte der Verein in der letzten Saison trotz einer starken Mannschaft seine Fans noch lange Zeit mit „Schlafwagenfußball-Deluxe“ und konnte nur dank Coach Ralf Außem den Abstieg gerade noch so abwenden. Ob’s nun schon für den Aufstieg reicht? Die gute Vorbereitung mit überraschenden Siegen, schönen Kombinationen und überzeugenden Auftritten lässt die Fans in der Südstadt zumindest drauf hoffen.

Bangen bei Wegberg

Ganz anders siehts dabei bei dem Vorjahresdritten Wegberg-Beeck aus, der dieses Jahr auch endlich die „Schweineliga“ verlassen will. Nach einem 2:4 gegen Ligakonkurrent Steinstraß und einem 1:5 gegen den Landesligisten Teveren zum Ende der Vorbereitung ist die Euphorie ums Waldstadion jedoch erstmal definitiv dahin. Ein Fehlstart erster Klasse droht.

Nach höherem strebt neben Wegberg und Fortuna, natürlich auch der FC Junkersdorf und der GFC Düren. Während Junkersdorf zwar eine spielstarke Mannschaft geformt und eine überzeugende Vorbereitung gespielt hat, fehlt es dem Klub schlicht und einfach an Fans. Der Umzug vom Edelstadtteil Junkersdorf ins „Ghetto-Chorweiler“, durch seine hohe Kriminalität weit über Köln hinaus bekannt, dürfte daher nur wenige stören. Anders dagegen die Lage in Düren: Der GFC hat ein schönes Stadion, viel Geld und auch einige Fans, vergeigte jedoch die Vorbereitung ziemlich und gilt daher trotz hohem Etat nicht als Top-Favorit auf den Aufstieg.

Angst vor doppeltem Abstieg

Komplett andere Ziele hegen dagegen die restlichen 11 Verbandsligisten. Für sie geht’s letztlich nur darum, in diesem Jahr doch bitte nur eine Liga abzusteigen. Denn wer die Saison auf den letzten Plätzen beendet, steigt in die Landesliga – die künftig siebthöchste Spielklasse ab. Wer auf einem einstelligen Tabellenplatz die Saison beendet, verliert nur eine Klasse und kickt auch nächste Saison immerhin noch in der Verbandsliga (die dann allerdings die 6. Liga ist!). Man ist also bescheiden geworden!

Doch allein das dürfte gerade für die Aufsteiger traditionell schwierig werden. Der Kaller SC legte eine mehr oder wenige desolate Vorbereitung hin und verlor selbst gegen klassentiefere Mannschaften teilweise deutlich, der FC Hennef überzeugte in den Testspielen auch nur selten und verpflichtete quasi gar keine neuen Spieler und auch Westwacht Aachen strebt nur den Klassenerhalt als einziges Saisonziel an.

Einzig allein der 4. Aufsteiger – der VFL Alfter - hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten mit durchaus namenhaften Spieler verstärkt und darf wirklich optimistisch in die Saison blicken. Hier ist jedoch der Aschenplatz als einzigster Austragungsort für die Heimspiele alles andere wie Verbandsligatauglich!

Und wer kickt sonst noch so in der Verbandsliga-Saison 07/08 am Mittelrhein rum? Na klar, Kollege Dieter Epstein mit „Big-Boss“ Hans Barth und ihrem VFL Rheinbach! Auch hier darf man sich sicher wieder auf spannende Duelle freuen.

Deutlich unspektakulärer sind da schon die restlichen Gegner wie z.B. Rhenania Eschweiler mit ihrem trostlosen Waldstadion oder Germania Lich-Steinstraß, bei denen allein der Name bei manchem Fan schon tiefe Depressionen auslöst.

Ach ja, nicht zu vergessen sind auch die Geheimfavoriten Borussia Freialdenhoven und Sportfreunde Troisdorf! Beide absolvierten eine insgesammt zufriedenstellende Vorbereitung, dürften gegen die starke Konkurrenz im Kampf um den einzigen Aufstiegplatz eigentlich jedoch keine Chance haben.

Naja mal sehen. Hauptsache ist doch, dass der Bald endlich wieder rollt. In dem Sinne auf ein schönes, erstes Fußballwochenende!

LETZTES Update:
Samstag, 26.03.10
Unterstütze Fortuna Köln als Manager auf dem Weg zurück in den Profifußball: deinfussballclub.de - Der echte Fussball Manager
 
Seit dem 14.03.2006 waren schon 117453 Besucher (279837 Hits) hier
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden