Zwischen Siegesserien und Ratlosigkeit

Von STEFAN KURTH
Eine alte Fußballphrase lautet, dass der Blick auf die Tabelle oft trügerisch ist. In der Verbandsliga Mittelrhein bewahrheitet sich diese These jedoch nur teilweise. Denn eigentlich lassen sich alle wichtigen Fakten am Tabellenbild ablesen: Die Halbzeit der Hinrunde ist vorbei, die Aufstiegsfavoriten tun sich fast ausnahmslos schwer, die ein oder andere Überraschungsmannschaft mischt mal wieder die Liga kräftig auf und Rhenania Eschweiler braucht wohl ein Wunder, um den Klassenerhalt noch zu realisieren. Soweit die offensichtlichen Fakten, die die Tabelle "auspuckt". Dennoch wird erst ein Paar Schuh draus, wenn man sich die Tendenzen der Vereine anguckt und ein bisschen hinter die Mauern der Vereinsheimer blickt. Denn erst so lässt sich feststellen, dass bis auf Alfter alle momentanen Abstiegskandidaten seit mindestens fünf Spieltagen keinen Sieg mehr einfahren konnten, dass bereits 25% aller Vereine den Übungsleiter vorzeitig ausgetauscht haben und das die "neuen (Trainer-) Besen" bisher fast überall gut kehren.

In der letzten Einwurf-Ausgabe hatte ich bereits meine Zweifel geäußert, ob das junge Team der SpVg Wesseling - Urfeld, damals noch Tabellenführer, tatsächlich bis zum Ende der Saison oben mitmischen kann. Nun, ein Monat später, lässt sich diese Frage bereits klar und endgültig mit Nein beantworten. Denn die Truppe von Josef Farkas ist in den letzten Spielen förmlich eingebrochen, holte aus den letzten fünf Partien gerade mal einen von fünfzehn möglichen Punkten und findet sich Ende September auf einem Abstiegsplatz wieder. Eine beeindruckende Talfahrt, die vor einer Woche bereits erste, personelle Änderungen mit sich gebracht hat: Der sportliche Leiter Willi May nahm nach dem völlig enttäuschenden 0:1 in Kall seinen Hut und Trainer Farkas platze unmittelbar nach Schlusspfiff der Kragen: "Was wir gespielt haben
, ist eine absolute Frechheit. Wenn man in 90 Minuten nur zwei Mal auf das gegnerische Tor schießt, dann sagt da alles. Wir haben unter der Woche sehr intensiv trainiert, alles angesprochen und uns neu eingestimmt. Wenn ich dann so eine Leistung ertragen muss, ist es mehr als enttäuschend. So geht es jedenfalls nicht weiter. Es wird unter der Woche irgendetwas passieren." Nur was? Während die Mannschaft sich beim neuerlichen 2:3 gegen Rheinbach zumindest etwas verbessert präsentierte, ohne davon jedoch irgendeinen Nutzen davon zu tragen, hat der Vorstand des Verbandsligisten am vergangenen Donnerstag reagiert und Ex-Fortuna Coach Bert Esser als neuen Sportdirektor ernannt. Keine Überraschung, schließlich gelten Esser und Farkas bereits seit langem als beste Freunde. Doch reicht diese Freundschaft um die Spvg wieder flott zu kriegen und das Team ins gesicherte Mittelfeld zu führen? Die nächsten Wochen werden es zeigen!

Gezeigt haben die letzten Wochen auch, dass Jürgen Ratschuweit mit seinem nahe gelegten Rücktritt dem SCB Viktoria Köln ein riesiges Geschenk gemacht hat. Denn mit dem neuen Coach Konrad Czarnetzki gelangte den Höhenbergern zuletzt fünf Siege in Folge - eine beeindrucke Bilanz, von denen beispielsweise die Sportfreunde Troisdorf nur träumen können. Denn hier hat sich die Trennung vom langjährigen Coach Axel Stephan überhaupt nicht bewehrt. Mit Stephan holten die SF in zwei Spielen vier Punkte, der neuen Trainer Cangsiz brauchte dreimal so viele Spiele, um die auf gleiche Punktzahl zu kommen. Dennoch bewiesen die Jungs aus dem Aggerstadion auch unter ihrem neuen Übungsleiter Cangsiz, dass sie durchaus Verbandsliga-Potential besitzen. Ein Abstieg wäre sicherlich eine Überraschung.

Kleinere Brötchen backen dagegen die Rhenanen aus Eschweiler. Nach dem Titanic-Start mit 0 Punkten und 4:29 Toren aus sieben Spielen, schien der Abstieg schon besiegelt. Folgerichtig schmiss der erst kurz vor Saisonbeginn, in tiefer Ratlosigkeit, verpflichtete Matthias Hillemacher das Handtuch und trat als Trainer zurück. Damit riß der sympathische Übungsleiter wohl auch den Vorstand aus seiner tiefen Lethargie. Die Folge: Der sportliche Leiter Leo Schneider musste ebenso gehen, der Konditionstrainer und Ur-Rhenane Manni Beitzel sprang kurzfristig als Interimscoach ein. Und immerhin: Gegen den Vorletzten aus Alfter reichte es zum ersten Punktgewinn der Saison. Allerdings sollte man hinter diese "eins" kein allzu fettes Ausrufezeichen setzen, denn der Gast Alfter traf insgesamt sechs mal das Alluminum und hätte eigentlich als klarer Sieger aus diesem Kellerduell hervorgehen müssen. Doch das Toreschießen hat der VFL eh nicht erfunden. In acht Spielen kam der VFL nur zu fünf Toren, davon vier zu Hause. Sollte man die Klasse wirklich halten wollen, sollte gerade hier der Hebel angesetzt werden...

Tja und was ist mit den hoch gehandelten Aufstiegskandidaten Wegberg, Düren und Junkersdorf? Wenig! Nach dem zwischenzeitlichen Absturz auf einen Abstiegsplatz reagierte der FC Wegberg mit der Kündigung für den umstrittenen Trainer Markus Lehnen. Relativ schnell wurde Michael Zumbroich als sein Nachfolger präsentiert. Gegen vermeintlich schwächere Gegner startete Wegberg daraufhin eine Serie, besiegte Schlusslicht Eschweiler und Auswärts-Flop-Mannschaft Westwacht Aachen, erkämpfte beim Aufsteiger Hennef trotz zweifacher Unterzahl ein 1:1-Unentschieden. Ob die Mannschaft jedoch wirklich nochmal richtig in den Aufstiegskampf eingreifen kann, scheint fraglich.
Quasi auszuschließen ist das beim teuer zusammengekauften Kader des FC Junkersdorf. Trotz hohem spielerischen Potential ist der FCJ zurzeit im Sturzflug Richtung Tabellenkeller unterwegs, kassierte zuletzt drei Pleiten in Serie und holte aus acht Partien nur zwei Siege. Dennoch soll der zur Sommerpause verpflichtete Viktor Pasulko angeblich fest im Sattel sitzen.

Und so spielen sich zurzeit die Außenseiter auf den Aufstieg immer mehr in die Herzen ihrer Fans. Insbesondere Borussia Freialdenhoven überzeugt derzeit, führt mit vier Punkte Vorsprung souverän die Tabelle der Verbandsliga Mittelrhein an. Dennoch glaubt Borussen-Coach Hannes nicht an die Rückkehr in die Oberliga: "Unser Kader ist noch jung. Den Aufstieg werdne sicher andere unter sich ausmachen." Doch wer? Der VFL Leverkusen vielleicht? Still und heimlich haben sich die Spieler vom Kunstrasenplatz an der Tannenbergerstr. auf den zweiten Tabellenplatz vorgeschoben, sind zu Hause noch ungeschlagen. Aber auch Fortuna Köln darf noch hoffen. Der Rückstand auf den Tabellenführer beträgt derzeit nur sechs Punkte und zuletzt zeigte die Formkurve im Großen und Ganze nach oben. Dennoch unterliegt das Team von Matthias Mink zurzeit noch unerklärlichen Schwankungen, genau wie Vorjahresabsteiger GFC Düren. Beide Teams könnten in den Aufstiegskampf jedoch noch eingreifen...

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