Für Leverkusen bedeutet das: Trotz Platz 1 zwar kein Aufstieg, dafür aber jede Menge Schlammschlacht. So vermutete VfL-Co-Trainer Panagiotis Kalandranis unmittelbar nach der Verkündung des Urteils beispielweise: "Ich bin sicher, dass wir ohne Probleme hätten aufsteigen dürfen, wenn nicht die große Fortuna Zweiter geworden wäre. Aus sportlicher Sicht ist das ein Skandal." Kalandranis stieß damit ins gleiche Horn wie ein Monat zuvor sein Cheftrainer Marco Zillken: "Für die NRW-Liga hätten einige Offizielle offensichtlich lieber den Traditionsklub Fortuna Köln als einen kleinen Verein wie den unseren."
Der Vorstand des VFL sah dagegen wenige Tage später eher den WFLV in der klassischen Sündenbockrolle. In einer vermeintlich seriösen Pressererklärung, die eher an Kindergarten erinnerte, ließen die Leverkusener verlautbaren:
"Es wäre alles in Ordnung,
wenn es nicht den WFLV gäbe."
"Nach einer hervorragenden Saison wurde die 1.Mannschaft des VFL Leverkusen zum ersten Mal in der Geschichte Mittelrheinmeister und hat als Aufsteiger somit die sportliche Berechtigung in der neu gegründeten NRW-Liga zu spielen. Soweit wäre also eigentlich alles in Ordnung, wenn es nicht den Westdeutschen Fußball- und Leichtatletikverband gäbe."
Fazit: Der böse WFLV klaut dem VFL völlig unberechtigter Weise den Aufstieg! Schuld daran ist er aber zum Glück nicht alleine:
"Tatsache ist allerdings auch, dass unsere Sportstadt Leverkusen aus haushaltstechnischen Gründen nicht helfen kann und wird. Es scheint den Verantwortlichen der Stadt eher peinlich zu sein, dass sie einen Verein, der immerhin Mittelrheinmeister geworden ist, für Spiele in der NRW-Liga keinen geeigneten Platz zur Verfügung stellen kann. Damit ist auch die Frage erlaubt, ist Leverkusen eigentlich noch eine Sportstadt?"
Interessant aber zusammenhangslos gefragt...
Denn, und das scheint der VfL bis heute noch nicht begriffen zu haben, die Lizenz wurde den Leverkusener schlicht und einfach verweigert, weil sie alle Unterlagen viel zu spät und somit nicht fristgerecht eingereicht haben. Der zuständige Staffelleiter für die NRW-Liga Rolf Thiel hatte dies gefühlt 162mal zu Protokoll gegeben. Oft, aber für den VfL offenbar nicht oft genug.
Die angebliche Fristverlängerung
Zumindest für Präsident Erhard Gipperich nicht. Dieser ließ noch am 28.06.08, über 4 Wochen nach Thiels erster Verkündung, bei spox.com verlautbaren:
"Wir haben keine Fristen versäumt."
Mehr Wissen hatte da schon sein Geschäftsführer Bernd Kuhn. Am 6. Juni 2008 gab er gegenübe der Rheinischen Post den Fristverstoß zwar indirekt zu, versuchte im gleichen Atemzug aber zu verklickern, dass sich "die Ansichten offenbar geändert haben". "Wir haben bald ein Gespräch mit Vertretern des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes und können jetzt wohl die Unterlagen nachreichen."
Das Thiel bereits am gleichen Tag, in der gleichen Zeitung, ja sogar im gleichen Artikel diese neue Frist als "Quatsch" bezeichnete, störte Kuhn offensichtlich schon damals nicht.
Schon ärgerlicher war für den Geschäftsführer dagegen anscheinend, dass der WFLV dem Verein immer nur in einem Zweizeiler mitteilte, dass dem VFL die Lizenz verwehrt bleibt, weil er gegen die Fristen verstoßen hat. Schließlich wollte Kuhn mitsamt seiner "Mannschaft" doch unbedingt mit dem Verband reden, sich nicht immer von einem Zweizeiler "abspeisen" lassen. Präsident Gipperich gewährte daher im gleichen Gespräch mit spox.com Ende Juni Einsicht in die weitere Planung des VFL: "Über unseren Anwalt suchen wir nun das Gespräch mit dem Verband. Darin soll uns offengelegt werden, in welchen Punkten wir Auflagen nicht erfüllt haben." Ja sollte das denn nicht eigentlich schon Anfang Juni gemacht werden? Und in welchen Punkten erfüllt der VFL eigentlich nicht die Anforderungen? Wissen Sie es schon? Zugegeben: Es ist ganz schwierrrrrrrrrrrrrrrrrrig!
Die Anhörung vor dem Sportgericht
Nun ja. Da der WFLV dem VFL die Begründung ja erst geschätzt 43mal mündlich und zweimal schriftlich mitgeteilt hat, kams also zum großen Showdown. Leverkusen legte gegen die Nicht-Zulassung Klage ein, der WFLV terminierte für den 10.07. eine abschließende Anhörung beim Sportgericht in Duisburg. Und, oh Wunder, schon vor der Versammlung sendete der WFLV den "Pillendrehern" ein vermeintliches Zeichen. Sichtbar stolz und von Optimismus geprägt freuten sich die handelnden Personen des Verbandsligameisters über die Einladung zu einem "Gespräch". Das wenig später auch Fortuna zu dem vermeintlichen Gespräch eingeladen wurde, bremste die Euphorie zunächst wohl nur unwesentlich. Zunächst.