Okay, NRW-Liga
aber EINES TAGES WIRDS GESCHEHEN...!

Text von STEFAN KURTH
Fotos von SEBASTIAN FLÜGEL

Bevor der langjährige Zweitligist Fortuna Köln durch den spektakulären Coup mit "DeinFussballclub" tagelang die Sportmedienlandschaft im Kölner Umland bestimmte, war es um den Südstadtklub ruhig geworden. Nach 3. Insolvenzen innerhalb von fünf Jahren, gleicht es heute eigentlich schon fast einem Wunder, dass der Verein überhaupt noch existiert. Zwar kickt der Verein mittlerweile nur noch in der fünfhöchsten Spielklasse, der Verbandsliga Mittelrhein doch dennoch ist die Geschichte des ewigen zweiten Kölner Fußballvereins, hinter dem großen FC, bemerkenswert.

Der Name SC Fortuna Köln stand über 26 Jahre für kontinuierliche und ehrliche Arbeit im Süden von Köln. Während der FC scheinbar souverän vor über 35 000 Zuschauern in der Bundesliga einsam seine Runden zog, verirrten sich meist kaum mehr als 3000 Zuschauer ins Kölner Südstadion, wo bis ins Jahre 2000 ganz, ganz lange Zweitliga-Fußball geboten wurde.  Doch in der Zeit wo TV-Gelder im Fußballprofigeschäft noch nicht so eine Große Rolle spielten wie heute, lohnte sich das Geschäft 2.Liga irgendwann nicht mehr. Kein Wunder, dass auch Fortuna damals mit aller Macht den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse anstrebte. Man wollte endlich raus aus dem Image des ewigen Zweitligisten, den in Köln kaum jemand beachtete.


1997-1999

Und viel gefehlt hat damals nicht! Nachdem der FC in der Saison 1997/98 erstmals den bitteren Gang in die 2.Liga gehen mussten, sah Fortuna die große Chance gekommen, den FC endlich zu überholen oder zumindest ebenbürtig zu sein. Mit Bernd Schuster verpflichtete man daher auch einen ehemaligen Weltspieler als Trainer. Die großen Erfolge blieben jedoch aus. Zwar gelangen der Fortuna zwei Derbysiege in der 2.Liga gegen den FC im ehemaligen Müngersdorfer Stadion, in der Schlussabrechnung der Saison landete man jedoch auch nur einen Platz vor dem FC auf einem unbefriedigenden 10. Tabellenplatz. Zu wenig für die gestiegenen Ansprüche des damaligen Präsidenten Jean Löring.

Nachdem der Vertrag zum Saisonende aufgelöst wurde und Schuster zum FC wechselte, verpflichte Fortuna den nächsten ehemaligen Nationalspieler mit Toni Schumacher als neuen Chefcoach. Doch der ehamlige Nationaltorwart richtete bei seiner ersten Trainerstation einen Totalschaden an. Da Jean Löring aus gesundheitlichen Gründen im täglichen Tagesgeschäft kürzer treten musste, durfte Schuhmacher sich für viel Geld ein neues Team zusammenschustern. Der Erfolg blieb jedoch aus. Nur denkbar knapp konnte das Team den Abstieg abwenden und beendete die Saison mit 40 Punkten auf dem ersten Nichtabstiegsplatz.

1999-2000

Dennoch ging der Verein mit Schuhmacher auch in die Saison 99/2000. Während sich das Ziel, welches weiterhin Aufstieg lautete, nicht geändert hatte, so zeigte sich die Mannschaft erneut neu durchgemischt. Doch Anspruch und Wirklichkeit passten beim kleinen Südstadtklub immer weniger zusammen; und der Abgrund rückte zusehens näher. Nach einer wiederrum total enttäuschenden Heimvorstellung gegen Waldhof Mannheim, hatten die Fans endgültig ihr Vertrauen verloren und forderten lautstark den Rauswurf von Schumacher. Der Präsident Löring, der den Verein jahrzehntelang mit viel Geld in der 2.Liga über Wasser hielt, reagierte auf Volkes Wunsch. Noch in der Halbzeitpause feuerte er Schuhmacher und setzte sich in der 2. Halbzeit selbst als Trainer auf die Bank. Als Begründung gab er nachher der Presse zu verstehen, dass „ich als Verein handeln musste“, da „dies die schlechteste und zugleich teuerste Fortuna-Mannschaft seit Christi Geburt“ ist. Und wirklich wiedersprechen konnte ihm angesichts der letzten Spiele eigentlich keiner.

Ändern konnte der Rauswurf jedoch kurzfristig auch nichts mehr, am Ende verlor Fortuna mit 1:5 und stürzte damit auf einen Abstiegsplatz ab.
Nach der Winterpause präsentierte „Schäng“ Löring dann stolz den dritten Trainer in kurzer Zeit und warf somit den letzten Rettungsanker. Der Neutrainer Hans Krankl, von 2003 bis 2006 sogar Nationaltrainer von Österreich, ließ sich zu der Aufgabe überreden und zeigte sich bei Amtsantritt auch sehr optimistisch, zumindest den Klassenerhalt zu realisieren. Nach hoffnungsvollem Rückrundenauftakt mit immerhin 4 Punkten aus 2 Spielen (Sieg gegen Cottbus, Remie gegen Nürnberg) verpuffte der „Krankl-Effekt“ jedoch schnell wieder und es folgten 6 Spiele ohne Sieg, davon sogar drei Spielen ohne jeglichen Toerfolg. Fortuna stürzte damit auf den 17. Tabellenplatz ab und hatte am 25. Spieltag bereits 6 Punkte Rückstand aufs „rettende Ufer“.

 

Doch dann keimte nochnmal unvermittelt Hoffnung bei den treuen Fortuna – Fans auf: Gegen den großen Stadtrivalen und späteren Aufsteiger 1.FC Köln gelangte der lang erhoffte Befreiungschlag – 4:1 hieß es am Ende und plötzlich schien der Klassenerhalt wieder in greifbare Nähe gerückt zu sein. Umso unverständlich der folgende Auftritt beim Mitabstiegskonkurrent Oberhausen eine Woche später: Spielerisch und kämpferisch leistete die Mannschaft einen Offenbarungseid ab und musste die Heimreise mit einer 0:4-Blamage antretten. Es folgten zwei weitere, trostlose und indiskutable Niederlagegen gegen die Stuttgarter Kickers und die SpVgg Greuther Fürth. Der Abstand auf den rettenden 14. Tabellenplatz stieg so auf 8 Punkte weiter an und wenig später musste auch der Österreicher die Trainerbank wieder verlassen. Zu spät, wie sich nachher herausstellen sollte.


Auslöser für das vorzeitige Ende des Österreichers war neben der sportlichen Talfahrt vielleicht auch folgende Aussage im Kölner Stadt-Anzeiger: „Wir haben nur ein paar Hanseln und die pfeiffen dann auch noch.“ Diese offene Beleidung war nicht nur für die Fans, die unisono den sofortigen Rauswurf des Trainers forderten, zu viel des Guten. Auch Jean Löring musste erkennen, dass das Tischtuch zwischen Krankl, den Spielern und den Fans nach nur wenigen Monaten schon wieder zerschnitten war. Wieder handelte der Präsident und ernannte den bisherigen Co-Trainer zumneuen Cheftrainer. Eine gute, wenn auch leider viel zu späte Maßnahme, wie sich wenig später herausstellen sollte. Nur gegen die späteren Aufsteiger Bochum (2:3) und Mönchengladbach (1:2) musste sich die nun endlich überzeugend aufspielende Fortuna-Elf jeweils knapp geschlagen geben. Gegen Offenbach (4:1), Mannheim (3:1) und TeBe Berlin (2:1) gab es dagegen 3 Siege. Das hatte Krankl in über vier Monaten nicht geschafft. Ein deutliches Zeichen: Die Mannschaft verfügte in diesem Zeitraum zumindest über Zweitligapotential, Schuhmacher und Krankl waren jedoch die falschen Trainer, die für den Totalcrash im Jahre 2000 hauptverantwortlich und für den Niedergang des Vereins somit hauptverantwortlich waren.

2000 - 2001

Nach dem Abstieg überschlugen sich dann die Ereignisse. Jean Löring war genau wie sein Verein nun am Ende. Sowohl gesundheitlich als auch finanziell war der „Schäng“ schwer angeschlagen und zog sich notgedrungen endgültig aus dem täglichen Geschäft zurück. Die erste Insolvenz konnte er jedoch nicht mehr abwenden. Lange Zeit schien es so, als wenn Fortuna tot wäre und in der 3.Liga nicht mehr starten könnte. Doch die Fans schafften es mit einer hohen Spendensumme das Geld zusammenzutragen.

Das Schicksal das Vereins war mit Lörings privatem Schicksal jedoch denkbar eng gepolt. Während Fortuna in der ersten Regionalligasaison mit einem ganz neuem Team, einem neuen Trainer und einem geringen Etat überraschend um den direkten Wiederaufstieg mitspielte, traten noch in der ersten Regionalligasaison schwere finanzielle Engpässe auf. Der Geldgeber Löring hatte nicht zuletzt wegen den hohen Subventionen in die Spielzeiten von 1997 bis 1999 ausgedient (seine Firma meldete Insolvenz an, sämtliche Einrichtungsgegenstände und sein eigenes Schloß wurden zwangsversteigert) und andere Geldquellen waren nicht aufzufinden. Eine Sanierung des Vereins wäre nur durch die sofortige Rückkehr ins Profigeschäft (also 2.Liga) möglich gewesen. Das scheiterete am vorletzten Spieltag mit einem torlosen Unentschieden gegen den späteren Aufsteiger SV Babelsberg nur denkbar knapp.

2001 - 2005

Eine zweite Regionalligasaison war jedoch nicht mehr zu finanzieren. Ohne Geld waren keine Spieler zu halten und auch keine neuen Spieler zu verpflichten. Fortuna startete mit einer Rumpf-Mannschaft ins zweite Regionalliga-Jahr. Doch selbst hier war der Etat und die Altlasten, die die erste Insolvenz hinterlassen hatte, noch zu hoch. Der Südstadklub stieg als Tabellenletzter in die Oberliga Nordrhein ab, alle Spieler erhielten die Freigabe und verließen den Verein in unterschiedliche Richtungen.

So startete Fortuna 2003/2004 in der Oberliga (4.Liga). Wieder kam ein komplett neues Team und mit Klaus Hilpert auch ein erfahrener Manager, der den Verein endlich wieder nach oben befördern sollte. Doch der teure Transfer des ehemaligen Bundesliga-Managers entwickelte sich zum Mega-Flop. Nachdem das Team die Saison auf einem Mittelfeldplatz beendete und nichtmals um den Aufstieg mitspielen konnte, fehlte in der kommende Saison 2004/2005 wieder Geld. So konnte auch Hilpert nicht mehr bezahlt werden und klagte gegen seinen Arbeitgeber. Die Folge war die Kündigung. Da aber auch sonst keine oberligareife Mannschaft mehr gehalten werden konnte, stellte der Verein zum Winter den Spielbetrieb der 1. Mannschaft komplett ein. Die dritte Insolvenz war nicht mehr aufzuhalten und das endgültige Ende stand vor der Tür. Am 6.3. starb dann auch Jean Löring nach langer Leidenszeit an schwerem Krebsleiden. Auch der Tod von Fortuna war für viele zu diesem Zeitpunkt schon beschlossen und Fakt.

2005 - 2007

Doch Fortuna meldete sich wieder zurück. Mit einem neuen Vorstand, einem neuen Hauptsponsor und einer fantastischen Rettungsaktion der Fans, die wieder mal hohe Geldsummen dem Verein spendeten, gelang der Neuanfang in der 5.Liga zur Saison 2005/2006. Mit Andreas Drysch verpflichte man damals einen symphatischen Trainer, dem jedoch viele sehr unglückliche Niederlagen zum Verhängnis wurden. Kurz vor der Winterpause zog der Vorstand die Reißleine und verpflichte mit Bert Esser einen absoluten Kenner der Verbandsligaszene. Dank einer famosen Aufholjagd holte der Südstadtklub aus 16 Rückrundenspielen beeindruckende 30 Punkte und konnte sich so doch noch vom Abstieg in die endgültige Bedeutungslosigkeit retten.

Vor im Schnitt fast 500 Zuschauern stellt Fortuna, in der 2. Liga oft belächelt, nun den höchsten Zuschauerschnitt der gesamten Verbandsliga Mittelrhein dar und überzeugt auch in der aktuellen Saison 2006/2007 in den Heim- und Auswärtsspielen mit guter Stimmung. Während der Verein mit dem neuen 1. Vorsitzenden Klaus Ulonska an der Spitze nun endlich wieder in ruhige Fahrwasser geraten ist, so stellt sich der sportliche Erfolg in dieser Saison leider nicht so richtig ein. Trotz eines guten Kaders ist Fortuna 4 Spiele vor Saisonende nur 3 Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt und kämpft so weiter ums sportliche Überleben. Dieser Kampf gegen den endgültigen Abstieg in die Bedeutungslosigkeit hat seit ein paar Wochen sein erstes Opfer gefunden. Der ehemalige Erfolgscoach Bert Esser wurde nach einem weiteren Unentschieden in Rheinbach wegen Erfolgslosigkeit entlassen. Sein Nachfolger ist ein alter Bekannter: Nach 4 Jahren ist Trainer Ralf Außem an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt und will den Verein nun zum Klassenerhalt führen. Seine Zwischenbilanz ist dabei auch durchaus positiv: Während die ersten beiden Spiele unter seiner Regie 0:0 bzw. 2:2 endeten, so konnte Fortuna danach in Lich und zu Hause gegen Dürwiß in den letzten beiden Spielen verdiente Siege einfahren und sich somit etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen. Nach einem weiteren famosen 5:1-Kantersieg in Wegberg hatte der SC Fortuna am 28. Spieltagn bereits die Chance, mit einem Punktgewinn in Troisdorf den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern. Während man dieses Spiel aber letztlich unglücklich 2:3 verlor, sicherte ein 3:0 Heimsieg gegen Stadtnachbar Viktoria einen Spieltag später den Klassenerhalt.


Nach zwei Jahren in der Verbandsliga wagte Fortuna in der Saison 2007/2008 erneut einen sportlichen Neuanfang. Unter dem neuen Trainer und Ex-Profi Matthias Mink, der den nach Essen freiwillig abgewanderten Ralf Außem zu Saisonbeginn beerbte, kamen zwölf neue Spieler. Das Saisonziel lautete Aufstieg. Und tatsächlich: Nach einem durchwachsenen Saisonauftakt mit nur 4 Punkten aus 4 Spielen und zwei unnötigen Niederlagen Anfang November hatte die Mannschaft  am letzten Spieltag vor der langen Winterpause erstmalig den ersten Tabellenplatz gesichert und in der Südstadt damit eine riesige Euphorie ausgelöst, die nach schwachem Start in die Rückrunde (1 Sieg, 3 Niederlagen) aber schnell wieder abebbte. Bis, ja bis, das Projekt DeinFussballClub  gestartet wurde. Von nun an verlor das Team aus der Südstadt kein Spiel mehr und kämpfte sich vor weit über 1000 Zuschauern bei den Heimspielen bis auf einen Punkt an Spitzenreiter Leverkusen heran. Zwar kamen die Fortunen trotz großartiger Chancen am letzten Spieltag im Aufstiegsfinale vor über 7000 Zuschauern nicht über ein 1:1-Unentschieden gegen Leverkusen hinaus. Dennoch spielt Fortuna nächstes Jahr nicht mehr gegen Mannschaften wie Lich-Steinstraß oder Freialdenhoven sondern stattdessen gegen Kultmannschaften wie die Sportfreunde Siegen oder Westfalia Herne. Der Auslöser: Der Westdeutsche Fußballverband verwehrte dem Meister Leverkusen die Lizenz, Fortuna ist als Tabellenzweiter erster Nachrücker.

LETZTES Update:
Samstag, 26.03.10
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